Über den Autor

Dr. med. Dr. med. dent. Dr. medic (RO) Oliver Knauer

Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Zahnmedizin e.V.
Naumburger Str. 76
06667 Weißenfels
Germany
03443-3367603
mkg-knauer@t-online.de
http://www.dentosound.de

Vita

  • Studium der Humanmedizin und Zahnmedizin
  • 1991-1997 Ausbildung Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Universität Leipzig bei Prof. A. Hemprich und Frau Prof. B. Langanke
  • seit 1998 niedergelassen in eigener Praxis als Mund- Kiefer- und Gesichtschirurg
  • Tätigkeitsschwerpunkt: Implantologie und intraorale Sonografie
  • Gründungspräsident der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Zahnmedizin e.V.
  • Zahlreiche Publikationen im Bereich der intraoralen Sonografie

Ultraschalldiagnostik bei Wundheilungsstörungen

Thema

Die grundlegende Idee dieser neuen Untersuchungsmethode der intraoralen Sonografie besteht darin, möglichst radiologische Strahlung zu vermeiden und mithilfe von Ultraschallwellen Implantate im Knochen darzustellen. Außerdem bietet die intraorale Sonografie neue diagnostische Ansätze zum besseren Verstehen von pathologischen Veränderungen in der Mundhöhle.

Die ersten Bilder (Abb. 1 und 2) zeigen Nativaufnahmen von verschiedenen Implantaten im Längsschnitt, die mittels einer 17 MHz-Linearsonde aufgenommen wurden. Sie sollen zeigen, in welcher guten Auflösung und Qualität sonografische Bilder mit hochfrequenten Sonden generiert werden können. Gut sichtbar sind die Gewindegänge und der Implantatkörper jeweils im Längsschnitt. Die Implantate wurden auf eine Glasplatte gelegt und komplett mit Sonogel eingebettet. Die Sonde wurde direkt auf die Implantate appliziert.

Die Filmsequenz 1 zeigt exemplarisch Horizontalschnitte entlang der beiden Implantate. Dies entspricht später dem OP-Situs im Mundraum. Auch hier wurde eine 17 MHz-Linearsonde verwendet.

Implantate, die gut knöchern durchbaut und reizlos eingeheilt sind, zeigen praktisch kein sonografisch auffälliges Bild, da ein Großteil der Schallwellen vom Knochen reflektiert wird.1 Nur im Bereich des Übergangs der Implantatschulter zur Gingiva lässt sich ein relativ gut sichtbares Ultraschallbild generieren. Anders stellt sich die Situation bei Implantaten dar, die nicht vollständig osseointegriert sind. Hier lässt sich der Knochenverlust relativ einfach und sicher nachweisen.2

Patientenbeispiele

Die beiden folgenden Patientenfälle zeigen exemplarisch Wundheilungsstörungen nach Implantationen im Unterkiefer und Oberkiefer. Die sonografischen Bilder wurden mit dem Ultraschallgerät Aplio 300 der Firma Toshiba und einer 17 MHz-Linearsonde generiert. Dabei wurde die Sonde intraoral direkt auf das Zahnfleisch der entsprechenden Implantatregion appliziert.

Fall 1

Dieser Fall zeigt einen 50-jährigen Patienten nach Implantation im rechten Unterkiefer. Es zeigt sich ein radiologisch unauffälliges OPG (Abb. 3) mit zwei Implantaten in Regio 44 und 46 zeigt. Es handelt sich um eine postoperative Kontrollaufnahme. Die Implantate sind auf Knochenniveau inseriert. Der intraorale Situs war völlig reizlos. Zum besseren Verständnis wird die Ultraschallsonde direkt auf ein Modell appliziert, welches der Region der Implantation entspricht (Abb. 4).

Die sonografische Untersuchung erfolgte drei Wochen nach der Implantation (Abb. 5). Im Ultraschallbild zeigen sich Gewindegänge der Implantate und multiple kleinere reflexreiche Zonen, die dem verbliebenen Knochen entsprechen. Teilweise fehlt der Knochen nach vestibulär komplett. Dies bedeutet, dass die Implantate im Gegensatz zum OPG nicht von Knochen umgeben waren. Klinisch war die Gingiva etwas gerötet und leicht geschwollen. Das Icon rechts (Abb. 5) zeigt die intraorale Position der Sonde an.

Im Ultraschallkurzfilm 2 ist gut zu erkennen, dass große Teile der Implantate nicht richtig verknöchert waren und eine Osteolyse eingesetzt hat. Nach dieser Untersuchung wurden die Implantate operativ entfernt.

Fall 2

Eine 48-jährige Patientin stellte sich nach Implantation in Regio 21 vor. Das Implantat wurde im April 2018 gesetzt. Nach der Freilegung und prothetischen Versorgung gab die Patientin ständig Schmerzen in der Implantatregion an. Klinisch war der Primärbefund unauffällig und das Implantat fest. Allerdings zeigte sich nach palatinal ein etwas größerer Knochendefekt mit Freilegung der ersten zwei Gewindegänge. Das OPG (Abb. 6) wurde circa ein Jahr nach prothetischer Versorgung des Implantats 21 gemacht. Hier ist bereits ein kleiner Knochendefekt radiologisch nachweisbar.

Abbildung 7 zeigt die Sondenposition im Anschauungsmodell. Gut sichtbar ist hier auch das notwendige Sondengel zur Verbesserung der Aufnahmequalität. Zentral sieht man bereits zwei Gewindegänge des Implantats, die vestibulär freiliegen. Zu dieser Zeit ist der Defekt klinisch noch nicht sichtbar, da er vollständig von der Gingiva bedeckt ist. Das Icon (Abb. 8) zeigt die Position der Sonde im intraoralen Situs an.

Die Filmsequenz 3 zeigt den freiliegenden Implantatkörper. Die Sonde wurde von der Implantatschulter nach kranial geführt. Hierbei zeigten sich zusätzlich größere knöcherne Defekte.

Vorteile und Nachteile der intraoralen Sonografie3,4

Vorteile:

  • relativ einfache Applikation der Sonde im Mundraum
  • jederzeit wiederholbar ohne Strahlenbelastung
  • Aufnahmen von Regionen, die radiologisch schlecht darstellbar sind
  • frühzeitige Erkennung von Knochendefekten
  • hochauflösende Linear- und Mikrokonvexsonden, die intraoral gut einsetzbar sind
  • Vielzahl an Indikationen für die intraorale Ultraschalluntersuchung (Fremdkörper, Speichelsteine, Neubildungen, usw.)

Nachteile:

  • sehr kostenintensive Investition
  • momentan sind keine hochwertigen tragbaren Geräte auf dem Markt
  • nicht alle Regionen sind intraoral gut sichtbar, weil die Auswahl der Sonden noch eingeschränkt ist
  • keine Abrechnungsposition in der BEMA zum jetzigen Zeitpunkt
  • zurzeit noch keine systematische Fortbildung für Zahnärzte möglich

 

Bildergalerie (8)

Literatur:

  1. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. medic (RO) Oliver Knauer; Ultraschall in der Implantologie. Implantologie Journal 11/2015; S. 42–43.
  2. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. medic (RO) Oliver Knauer; Sonografische Untersuchung bei Periimplantitis. Implantologie Journal 9/2018; S. 30–31.
  3. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. medic (RO) Oliver Knauer, Dr. med. Thomas Meier, Dr. med. dent. Philipp Wagner; Knochentumor in der Unterkieferfront. Oralchirurgie Journal 1/2019; S. 12–14.
  4. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. medic (RO) Oliver Knauer; Sonografische Darstellung von Wundheilstörung. Oralchirurgie Journal 3/2017; S. 12–14.

Videogalerie (3 Videos )

Zusammenfassung:

Die intraorale Sonografie soll die konventionellen radiologischen Untersuchungsmethoden ergänzen und helfen, die Strahlendosis für den einzelnen Patienten zu senken. Außerdem bietet die intraorale Sonografie neue diagnostische Ansätze zum besseren Verstehen von pathologischen Veränderungen in der Mundhöhle.